17.03.2017
Blick in SPARTAS Kaderschmiede

Neu-Ulmer Footballer forcieren ambitionierte Jugendarbeit

Den Initiatoren des „Projekt Sparta“ war von Anfang an klar: Die Idee, den American Football in der Region wiederzubeleben und  langfristig zu etablieren setzt hochambitionierte Jugendarbeit voraus. Dementsprechend stolz können die Verantwortlichen der Neu-Ulm Spartans, einer Abteilung im TSV 1880 Neu-Ulm, feststellen: „Die Jugendabteilung hat sich sehr beachtlich entwickelt.“ In vier Jahren im Jugendbereich um die 90  „Millenium-Kids“, vom Smartphone, vom Tablet und der Spielekonsole wegzulocken und für aktiven Outdoor-Sport zu gewinnen, das ist  – sagen wir es ruhig – für die heutige Zeit sensationell

Und von Anfang an waren sich die Initiatoren der Fusion aus Neu-Ulm Barracudas und Ulm Sparrows einig: Die Jungs und Mädels, die sich für den Football begeistern lassen, sollen den Football in ganz speziellem Sinne leben. Das Konzept wollte mehr als jugendliche Wettkämpfer ausbilden, die den Erfolgsgedanken im Sinne von „siegen“ verinnerlichen. Das Spartans-Motto „Passion. Pride. Commitment“, sollte und soll auch und ganz besonders in den Jugendteams ganz oben stehen.  Im jüngsten Meeting zur Saison haben sich die Coaches und die Abteilungsleitung erneut auf dieses Ziel eingeschworen. Und so sieht die Vision aus, die auch die Jugendarbeit bestimmen soll

„Passion“

  • Wir suchen Teamkameraden, die mit Feuer und Flamme für ihre Mannschaft leben; die vor Freude auf ein Spiel kein Auge am Vorabend zubekommen.
  • Jeder unserer Spieler ist bereit, auch über das Training hinaus sich für unsere Mannschaft und unsere Organisation zu engagieren

„Pride“

  • Wir achten darauf, wie wir uns präsentieren.  Niemals in Teamkleidung mit Tabak oder Alkohol gesehen zu werden, ist für uns selbstverständlich.
  • Aber auch als Organisation ist es uns wichtig, unseren Spielern       gegenüber respektvoll zu agieren. Und unser Verzicht auf eingekaufte Profi-Spieler dient der Förderung und Bestätigung des Engagements unserer Spieler und unserer  Jugendarbeit.

„Commitment“

Wir legen großen Wert auf volle Hingabe. Denn ein Spiel wird oft erst in den letzten Sekunden entschieden. So  ist Trainingseifer ein fast so wichtiges Beurteilungskriterium wie spielerisches Können.

Erklärtermaßen geht es also im „Projekt Sparta“ ums Vermitteln von Werten, die langfristig die Basis für den Erfolg bilden – Mut, Selbstbewusstsein und letztlich doch auch Siegeswillen, individuelle Tüchtigkeit, gepaart mit (Verantwortungs-)Bewusstsein für das Ganze, Wissen um die gerade im Football überragende Bedeutung von Mannschaftsgeist und Teamwork.  Das Siegen-Wollen wird auf keinen Fall verteufelt. Aber – so lautet die Philosophie der Spartans,  die vom Headcoach bis zum jüngsten Spieler vertreten wird: Das allein als Ziel trägt nicht weit, Es ist vielmehr die logische Konsequenz, wenn alles andere stimmt. Im besten Falle sind alle Beteiligten auf den Prozess fokussiert und nicht auf das Ergebnis.

Das weist über den „leistungssportorientierten Bedeutungskern“ des Sports hinaus. Demzufolge ist es dem HeadCoach der Neu-Ulm Spartans wichtig, seinen Trainerstab umfassend vorzubereiten auf die zeitgemäße Jugendarbeit. Daniel Koch: „Die Jugendtrainer sollen nicht nur auf Football-fachliche Kurse gehen, sondern auch pädagogisch gerüstet werden.“

All‘ diese scheinbar theoretischen Vorgaben haben aber bereits in der kurzen Zeit schöne Ergebnisse erbracht. In nüchternen Zahlen: In der U13, bei den Sechs- bis Zwölfjährigen trainieren regelmäßig 20 Jungen und Mädchen; die U15 darf sich über dieselbe Zahl von Aktiven freuen. Und bei der U19 sind es sage und schreibe rund 50. Gut ein Dutzend Coaches sind mit großem Engagement dabei. Und es gibt etliche „Pärchen“, Väter, die coachen, und ihre Söhne. Das kann sich sehen lassen::

  • Klaus Weiß (1. Vorstand, Headcoach U15) und Söhne Philipp und Marcel (6), „Blitzer“ in der U13
  • Oliver Kneer (Coach U15) und Sohn Florian (frisch U19)
  • Tobias Stieglbaur (Coach U15) und Sohn Luca (U15)
  • Michael Höchsmann (U13) und Sohn Mike (U13)
  • Jürgen Bulling (Teammanager U15) und Sohn Joshua (QB U15)

Klaus Weiß sagt ausdrücklich: „Es geht uns darum, die Jugendlichen in jeder Hinsicht zu stärken. Zum Beispiel soll jeder in der U13 Spielzeit bekommen. Da soll es keine Abstufungen geben. Auch die ganz Jungen sollen Teil des Teams sein.“ An einer scheinbaren Kleinigkeit erläutert er, in welche Richtung das Fordern und  Fördern geht: „Die Jugendlichen sollen dem Training nicht einfach so fern bleiben, sie sollen sich abmelden. Selbst. Nicht Mamma vorschieben.“

Obwohl (oder weil) das gar nicht das Ziel war, haben sich bei den jüngsten Spartans, die es erst seit dem vergangenen Jahr gibt, Erfolge eingestellt.  Wurden sie in ersten Spielzeit sensationell Dritter bei den bayrischen Meisterschaften auf dem Feld, blieb das Flag-Team der Trainer Richard Addison und Michael Höchsmann jetzt, Anfang 2017 bei seiner allerersten Hallenturnier-Teilnahme ungeschlagen.

Dabei starteten die jüngsten Spartaner ganz ohne Erwartungen oder Druck in das Turnier in Rothenburg. Wichtig sein soll ja erklärtermaßen primär der Spaß am Sport und der Teamgeist. Daraus, so stellt es sich HC Koch für alle Arbeit bei Sparta vor, kann sich dann Großes entwickeln. Tatsächlich landeten die U13-Spartaner einen Sieg nach dem anderen. In allen fünf Spielen gingen sie (meist als klarer) Sieger vom Feld. Klaus Weiß, stolz auf den Nachwuchs: "Das war eine absolut großartige Leistung des ganzen Teams. Wenn man bedenkt dass unser jüngster Spieler gerade mal 6 Jahre alt ist, konnte man nicht damit rechnen, dass wir ungeschlagen das Turnier gewinnen. Neben der sportlichen Leistung freut mich vor allem, dass die Stimmung bei den Jungs sehr gut war. Für uns ist die Freude am Sport und der Teamgeist sehr wichtig. Das hat man heute auch bei den Coaches und den mitgereisten Eltern gemerkt. Ich glaube, dass wir dadurch auch langfristig Erfolg haben werden und noch mehr Jungs für unseren Sport gewinnen können. Der nächste Versuch, Jugendliche für den Football à la Sparta zu gewinnen, wird bei einem Schulprojekt in der Grundschule in Gögglingen gestartet.“

Mit Martin Grunert hat die U19 ein besonderes „Aushängeschild“. Der Cornerback ist bereits unter den besten 81, die nach dem letzten  Sichtungscamp am 4. März vom Coaching Staff eingeladen wurden für das nächste Camp am 01. und 02. April nach Köln, bei dem dann die 45 Spieler ernannt werden, die Deutschland beim Qualifikationsturnier für die Jugendeuropameisterschaft Anfang Juni in Almere/Holland vertreten - und natürlich im Falle des Turniersiegs dann im August auch die EM in Paris spielen.

Nicht jeder Spartan kann soweit kommen, aber Jonathan Ritz, bereits bei den Barracudas und von Beginn an auch bei den Spartans mit einem Jahr Unterbrechung Headcoach der Jugend, hat den Ehrgeiz, „unserer Grundidee folgend, möglichst viele und gut qualifizierte Nachwuchsmänner ins Seniorsteam aufrücken zu lassen. Ich sehe unser Jugendprogramm als Kaderschmiede für unser aktives Team!“. Die Schwierigkeit, ein Team zu formen, besteht aus seiner Sicht einerseits im Zwang, permanent Spieler abgeben zu müssen – 14 waren es altersbedingt Ende der letzten Saison – und andererseits die schon vom Alter her sehr inhomogene Gruppe von 15- bis 19jährigen zusammen zu schweißen. Immerhin sind in der A-Jugend derzeit knapp 60 junge Footballer passberechtigt. Schüler, Auszubildende und auch der eine oder andere bereits Studierende. Ihnen vermittelt der Trainerstab grundathletische Fähigkeiten, Kraft, Schnelligkeit. In einem Camp wird dann verschärft am Teamgeist gearbeitet, der Charakter weiterentwickelt, aber auch an Spielzügen gefeilt. Ritz, dem sein „Job“ bei den Spartans erklärtermaßen großen Spaß macht, hat als Ziel: „Wir sind in der letzten Saison Dritter geworden in der Bayernliga (höchste Spielklasse unterhalb der Jugend-Bundesliga), hatten die Playoffs knapp verpasst. Dieses Jahr wollen wir in die Playoffs. Was dann passiert, ist zweitrangig.“

Die B-Jugend U15 ist eine Zwischenstufe. Dieses Team der 13- und 14jährigen haben altersbedingt 14 zum Saisonende verlassen. Neun von ihnen wollen als Youngster möglichst schnell den Anschluss an die Älteren in der U19 schaffen. In der U15 spielen derzeit rund 20 Jugendliche 9:9 Flagfootball in der Halle; nach dem Sommer soll es dann auch nach draußen aufs Feld gehen. Klaus Weiß, Headcoach der U15, ist voller Lob und Preis für das Team: „Wir hatten da Ende der letzten Saison über die Hälfte verabschieden und sehr viele Neue gewinnen müssen. Die galt und gilt es nun zu integrieren. Wobei ‚integrieren‘ ein allzu schwacher Ausdruck ist. Wir strengen uns an, eine Mannschaft wachsen zu lassen. Alle sind voller Elan und mit unheimlicher Begeisterung bei der Sache. Das ist Wahnsinn, faszinierend.“ Auch Weiß will dabei seinen Jungs kein erklärtes Ziel setzen. „Wir wollen einfach zusammen Spaß am Sport haben. Es reicht, wenn jeder alles gibt. Wie weit wir damit kommen … schau’n mer mal.“

 

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