Randall Schroeder dauerhaft bei Spartans engagiert - Trainingsauftakt mehr als nur gelungen
Die Neu-Ulm Spartans gehen neue Wege. Sechs Jahre lang hatten sie sich geweigert, sich mit Imports aus den USA zu verstärken. Dabei haben sie in den ersten Jahren des Team Sparta überragende Erfolge erzielt. In der zweiten Spielzeit in der Regionalliga war dann aber Schluss mit dieser Idee, weil der unersetzliche Quarterback Robin Otto im Laufe der Saison verletzungsbedingt seine Laufbahn beenden musste. Das Fehlen adäquaten Ersatzes führte erst zum Abstieg und dann zum Umdenken: Für die Saison 2019 hatten die Verantwortlichen – so wie praktisch alle anderen Teams in der Bayernliga – einen US-Athleten verpflichtet. Jetzt, nach der Sommerpause und zum Start in die Vorbereitung der Saison 2020, macht man einen Schritt weiter: Als einziges Team werden die Spartans einen Sportler aus dem Mutterland des American Football mindestens für ein ganzes Jahr verpflichten – mit der Perspektive, drei Jahre mit ihm zusammenzuarbeiten.
„Schroeder und Kizer (gesprochen: Kaiser) gehen nach Deutschland,“ witzelten Freunde, mit den Namen spielend, als sie hörten, das gerade frisch verheiratete Paar, Randall Schroeder und Caroline Kizer (ihr Mädchenname) wolle nach Übersee siedeln und sich in Süddeutschland für eine längere Zeit heimisch machen.
Tatsächlich landeten sie nach längerer Reise-Vorbereitung am 3. Oktober in Frankfurt, waren am 8. Oktober bereits in Neu-Ulm gemeldet, arbeiten derzeit an Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis und haben schon ohne langes Zögern und Eingewöhnen eifrig in verschiedene Bereiche ihres neuen Lebens hineingeschnuppert.
„Meine Erwartungen wurden übertroffen“, resümiert Randall „Randy“ Schroeder (25) nach den ersten acht Tagen in Neu-Ulm. „Zuallererst war ich überrascht, wie freundlich alle zu uns waren. Alle Trainer und Spieler haben uns mit allem geholfen, was wir brauchen könnten. Ich kann mich nicht genug bei allen bedanken. Was das Training angeht, war es großartig, alle meine Teamkollegen und den Rest des Trainerstabs zu treffen. Es ist eine großartige Gruppe von Männern, die den Football lieben und bereit sind, hart zu arbeiten. Ich könnte nicht aufgeregter sein für die kommende Saison.“
Schroeder wird bei den Spartans als Coach arbeiten, als Offense Coordinator bei den „Seniors“; spielen wird er auf der Position Quarterback. Und: Er wird sich auch im Bereich Coaching der Jugend-Teams engagieren. Da hat er besondere Erfahrung: Bei seinem ersten seiner bisherigen Europa-Engagements war er nicht nur Quarterback bei der dänischen Spitzenmannschaft Copenhagen Towers, sondern coachte da auch die U16. Hernach war er ein paar Monate Spielmacher in Tschechien bei den immer in der nationalen Spitze platzierten Ostrava Steelers, wo er außerdem als Offense Coordinator eingesetzt war.
Auf die Frage, weshalb er nun bei einer Mannschaft in der 4. Liga zugesagt hat, in Neu-Ulm, sagt Schroeder: „Caroline und ich haben Deutschland schon einmal besucht. Es ist eines unserer Lieblingsländer in Europa und wir dachten, wenn wir jemals die Chance bekommen, in Deutschland zu leben, müssen wir es ausnutzen.“ Na gut, aber anderswo hätte er erstklassig, auch international spielen und dementsprechend mehr Honorar bekommen können, was sein jetziger Verein aus dem Amateurlager nicht bieten kann.
Seine Antwort: „Ich hatte das Gefühl, dass die Gelegenheit, langfristig und das ganze Jahr über mit einem Team zusammen zu sein, etwas ist, was ich tun sollte und will. Meine bisherige Erfahrung: Es ist schwierig, nur für die Saison bei einem Team einzusteigen und es dann wieder verlassen zu müssen. Die Spartaner geben mir die Chance, langfristig nach Neu-Ulm zu kommen; das spricht mich sehr an. Ich möchte mithelfen, einen Verein weiter aufzubauen und an der Teamkultur teilzunehmen. Es ist eine großartige Gruppe von Teamkollegen, Trainern und Fans, die wir haben. Ich bin so glücklich, ein Teil davon zu sein.“
Hat sein „Freundschaftsbesuch“ beim ersten Training (mangels Arbeitserlaubnis ist er ja noch nicht versichert) seine aus der Fernsicht, übers Internet und in den Skype-Telefonaten mit den Verantwortlichen, geweckten Erwartungen bestätigt oder ist er da enttäuscht gewesen? „Wie schon gesagt: Meine Erwartungen wurden übertroffen.“
Und dann mischt sich Caroline ein: „Es war so toll, alle zu treffen! Die U19 O-Lineman haben mich mit einem Riesen-Blumenstrauß begrüßt! Soo süss!!“ Eingelebt haben sich beide schon binnen kürzester Zeit, behaupten sie. Ihre Freunde, Bekannten und Verwandten in Amerika beglückwünschen sie zu ihrer Wohnung, die Caroline gleich mit einem Video auf social-media-Kanälen im Netz vorstellte. Schon am dritten Tag hatten sie die DING-App gefunden, um die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen zu können, hatten auch den „Schwaben-Samstag“ mit der freien Fahrt genutzt, um einen Überblick zu bekommen. Mit Team-Kollegen waren sie bereits im Fischerviertel, welches sie – wie das Münster auch – schwer beeindruckt hat.
Bleibt noch nachzutragen: Caroline, die ihren "Randy sehr gerne nach Deutschland begleitet" hat und ihn in seinem Sport nach Kräften unterstützen wird, freut sich andererseits, dass sie weiterhin für die Werbeagentur in den USA, für die sie bisher tätig war, arbeiten kann – was heutzutage mit Hilfe des Internets natürlich kein Problem ist. Darüber hinaus wird sie nach Möglichkeiten suchen, ihre im Studium an der Palm Beach Atlantic University erworbenen Kenntnisse in „Sports Broadcasting“ (Sport-Übertragung, audio und video) anzuwenden. So ganz nebenbei hält sie in ihrem blog die Eindrücke ihres Deutschland-Aufenthalts fest.
Auch Randall will sich einen Job suchen, der seinen Fähigkeiten (Bachelor of Science, Business Administration)entspricht, arbeitet sich aber zur Zeit bereits in eine für ihn neue, ganz andere Tätigkeit ein, die er aufnehmen wird, sobald die beantragte Erlaubnis von der Bundesanstalt für Arbeit erteilt ist. Beide werden in den nächsten Tagen anfangen, zwei Mal die Woche einen Deutsch-Sprachkurs besuchen.
Die verantwortlichen Spartaner sind äußerst zuversichtlich, mit Randall (und „zusätzlich“ mit der ebenfalls vom Football total begeisterten Caroline) einen für ihre Philosophie und die sportlichen Ziele den richtigen Partner gewählt zu haben. Coach Marcus Fritz euphorisch: „Ich bin mir als Defense Coordinator nach den bisherigen Gesprächen mit ihm sicher, dass wir einiges im Training zu tun haben werden, um als Verteidigung mit unserer offense Schritt und vor allem dagegen zu halten. Konzeptionell als auch von seinem skillset kann ich nur sehr positiv von Randy sprechen! Was wir in seinen Highlight Videos gesehen haben, bestätigt sich auf dem Feld beim ersten Training. Dazu kommt noch die menschliche Komponente - seine Frau und er haben sich bereits toll eingelebt und mit eingebracht! Ich freue mich auf die Herausforderung, unsere von ihm geführte Offense zu stoppen!“
Dieser von Marcus Fritz erwähnte erste Trainings-Abend ist ja in dieser Woche gelaufen. Mit knapp 80 Jungs! Was man so hört: Die Herausforderung, die U19 und die Seniors erstmals gemeinsam zu trainieren und dazu den Mix zu wagen von totalen Neueinsteigern und erfahrenen Rückkehrern, ist wohl mehr als nur gut gelungen! „Es gab am Ende des Auftakt-Trainings nur strahlende Gesichter, zwar geschafft vom abverlangten Pensum, aber das Feedback war durch die Bank positiv“, so Fritz. „Gerade einige neue Gesichter konnten bei uns Coaches schon Eindruck hinterlassen. Konditionstraining und das Vermitteln technischer Grundlagen waren bestens geeignet, um allen eine Idee unserer Marschrichtung für die Saison 2020 zu geben. Wir wollen schon in der Vorbereitung den Fuß auf dem Gas pedal lassen, damit die Jungs mit der richtigen Einstellung in die Saison starten werden!“