28.04.2016
Offense-Line gibt den Takt an

„Die Offense Line ist die einzige Unit, deren Action nicht in Statistiken erfasst wird“, sagt Team Captain Max Reichel. Die OL startet keine Läufe, sie fängt keine Pässe, sie erzielt keinen Touchdown. „Man merkt nur auf dem Feld, was wir leisten. Ohne es messen zu können. Und DAS wird bei den Spartans wirklich geachtet.“ Reichel und die anderen beiden erfahrenen O-Liner, Alexander Hahn und Thomas Ghebrezghiher, erwischen wir kurz vor dem Training in der Woche vor dem Saisonauftakt. Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt, Schneetreiben. Das juckt sie nicht. Zusammen mit rund weiteren 60, 70 Spartanern arbeiten sie, um fit und gerüstet zu sein für das erste Spiel der Saison 2016.

 Erstaunlich. Ob das nicht ein wenig verrückt ist, den ganzen Winter über drei Mal die Woche regelmäßig Gemeinschaftstraining plus individuelle Übungseinheiten? „Irgendwie schon“, räumt Max Reichel ein. Die Freunde des Studenten (Informatik und Systemtechnik) fragen den 23jährigen schon, weshalb er so viel Zeit in einen Sport steckt, der „schon ziemlich professionelle Züge“ hat, aber ihm kein Geld bringt, sondern für den er auch noch (allein wegen der Ausrüstung) Geld mitbringen muss. Und viel Energie und Ehrgeiz.

 Der 114-Kilo-Mann (bei 183 Körpergröße) ist sich mit seinen Team-Kollegen Alexander Hahn und Thomas Ghebrezghiher einig: „Man tut das alles wegen der großartigen Team-Gemeinschaft. Wir sind da ein Haufen Leute, die sich sonst gar nicht kennen würden. Aber egal, was einer sonst macht – im Training, auf dem Platz, im Spiel sind alle einfach ‚Sparta‘, auch die, die beruflich schon viel weiter sind.“ Und da sind ja einige dabei. Allen gemeinsam ist – die Leidenschaft für diesen Sport, den die drei alle schon länger betreiben.

 Thomas Ghebrezghiher sagt: „Im Grunde spiele ich erst seit drei Jahren Football.“ Und grinst. Angefangen hatte der 26jährige Fachinformatiker (26, 179 groß, 116 Kilo schwer) ursprünglich mal bei den Ulm Sparrows. Dann war er mit etlichen anderen einige Zeit immer nach Kuchen gependelt, um dort bei den Mammuts zu trainieren und zu spielen. Als das Projekt Sparta vor drei Jahren gestartet wurde, war er sofort dabei, zusammen mit denen, die auch in Ulm und Neu-Ulm wohnen und zunächst mal nur Zeit und Wege sparen wollten.

 Auch Max Reichel ist Spartaner der ersten Stunde, kommt aber von der anderen „Fraktion“, von den Neu-Ulm Barracudas. Die beiden können sehr gut vergleichen und stellen fest: „Das Training in der diesjährigen Off-Season war das Anstrengendste, aber auch das Effektivste bisher.“ Und der chemisch-technische Assistent Alexander Hahn (seine „Daten“: 25 / 170 / 103), der nach der ersten Saison zu den Spartans gestoßen war, nachdem er vorher Karate betrieben hatte und Sporttaucherei, stellt heraus: „Das Camp war nochmals ein Schritt nach vorn.“

 Ob sie sich gut fühlen im Hinblick auf die Saison? „Wir wissen, dass wir es drauf haben, dass wir genügend können. Wir müssen es nur umsetzen.“ Thomas Ghebrezghiher schiebt noch hinterher: „Früher konnte ich als O-Liner praktisch nur entweder nach links laufen oder nach rechts. Heute haben wir so zwei Dutzend Varianten drauf. Ich habe als Spartaner gelernt, zu kapieren, was ich mache, und nicht nur das, sondern ich auch gelernt zu kapieren, was die anderen machen.“ Welche Aufgabe hat die O-Line denn? Der Team-Captain: „Ohne überheblich wirken zu wollen: Ohne O-Line kein Laufspiel, keine Pässe. Wir müssen einerseits die Lücken anbieten für den Lauf des eigenen Runningbacks zum Beispiel und müssen andererseits dem Quarterback den Schutzraum bieten, aus dem heraus er Pässe werfen kann.“

 Man darf sehr gespannt sein, wie diese Doppelaufgabe bewältigt wird. Immerhin sind zu den erfahrenen Spielern auch viele Neue dazugekommen. War im letzten Jahr schon allein von der Kaderstärke her abzusehen, dass mit Fortdauer der Saison Probleme auftauchen würden, ist in diesem Winter die Zahl der Aktiven erheblich gewachsen. Und die Neuen sind gut integriert worden. Was die Qualität der O-Line angeht, wagt sich ihr Coach aus der Deckung: „Wir sind in der Offense Line dieses Jahr tiefer besetzt als die letzten Jahre. Und wir haben einige große Jungs dazu bekommen. Bisher waren wir körperlich an der Line meist unterlegen, mussten das durch Schnelligkeit und Technik ausgleichen. Doch dieses Jahr wird sich der ein oder andere Gegner auch unserer Physis beugen müssen. Und das ist wichtig, denn wer das Spiel an der Linie beherrscht, der gibt insgesamt den Takt an. Wir sehen dieses Jahr die beste Offense Line, welche die Spartans je hatten.“

 Das müsste Gewicht haben, ist der O-Line-Coach doch der Vater des Spartans-Erfolges, nämlich Head Coach Daniel Koch. Der fiebert aufs erste Spiel hin wie auf die ganze Saison, für die er das Ziel ausgegeben hat: „Erringen der Ligameisterschaft und Teilnahme an den Playoffs – dieses Mal gekrönt vom Aufstieg in die 2. Bundesliga (GFL II).“

 Stehend von links: Fabian Pflüger, Thomas Ghebrezghiher, Jan Steiger, Can Demir, Frank Otto, Nico Kießling, Jochen Junginger, Max Haimerl, Daniel Pinter, Steve Endel, Bünyamin Saygin, Felix Heinzmann, Alexander Reis, Coach Daniel Koch

 Kniend: Max Reichel, Alexander Hahn, Philipp Bolkart

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